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Technik sinnvoller einsetzen

14/9/2025

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Weniger Bildschirm, mehr Buch: Skandinavien macht in der Schulpolitik kehrt
Skandinavien gibt ein starkes Signal für klassisches Lernen: In Schweden und Dänemark setzen Politik und Schulen wieder verstärkt auf Bücher, Lesen, Handschrift und Stift-und-Papier-Unterricht – digitale Geräte wie Tablets und Smartphones werden in den frühen Schuljahren zurückgedrängt. Auch Initiativen gegen Handy-Nutzung im Unterricht nehmen Fahrt auf. Dahinter stehen Studien und Erfahrungen, die Konzentrationsprobleme, sprachliche Rückstände und kognitive Überlastung durch exzessive Bildschirmzeit bei Kindern belegen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, digitale Technik gezielt und bewusst einzusetzen, statt sie zu verteufeln. Auch in der Schweiz wird über Handy-Einschränkungen in Schulen diskutiert und teils bereits umgesetzt. Dieser Beitrag fasst die Entwicklungen zusammen und plädiert für einen ausgewogenen Umgang mit digitalen Helfern wie Tablets und Künstlicher Intelligenz als Partner im Lernen – nicht als Ersatz für echtes Denken, Schreiben und Dialog.

Schweden: Zurück zu Stift, Papier und Büchern
In Schweden ist ein deutlicher Kurswechsel spürbar. Nachdem Grundschulkinder in den letzten Jahren immer früher mit Tablets und digitalen Lernmitteln konfrontiert wurden, betonen viele Lehrkräfte nun wieder gedruckte Schulbücher, stille Lesezeit und Schreibübungen von Hand . Die Regierung reagiert damit auf Bedenken, dass der Hyper-Digitalisierungskurs der letzten Jahre – etwa Tablets schon im Kindergarten – zu Rückschritten bei den Grundfertigkeiten geführt hat . Bildungsministerin Lotta Edholm gehört zu den prominentesten Kritikerinnen einer „Alles-digital“-Strategie. Sie machte klar: „Schwedens Schüler brauchen mehr Lehrbücher. Physische Bücher sind wichtig für das Lernen“ .

Konkret hat Schweden beschlossen, den bisherigen Weg umzudrehen: Die Vorschrift, digitale Geräte in Vorschulen einzusetzen, wird zurückgenommen, und für Kinder unter 6 Jahren soll digitales Lernen komplett entfallen . Schon seit diesem Schuljahr üben Kinder wieder vermehrt Schreibschrift in Schreibheften statt am Tablet. Die Regierung investiert hunderte Millionen Kronen in neue Schulbücher und Bibliotheken, um die Rückkehr zu bewährten Lernmethoden zu beschleunigen . Ein internationales Lesevergleichsprogramm (PIRLS) hatte nämlich gezeigt, dass die Lesefähigkeit schwedischer Viertklässler zwischen 2016 und 2021 deutlich nachgelassen hat . Expertinnen und Experten führen das neben Pandemiefolgen und Sprachdefiziten bei Migrantenkindern auch auf einen Übergebrauch von Bildschirmen im Unterricht zurück .

Wissenschaftliche Stimmen in Schweden begrüssen den Fokus auf Analogie: Das renommierte Karolinska-Institut warnte im August 2023 offiziell, es gebe „klare wissenschaftliche Hinweise, dass digitale Werkzeuge das Lernen eher beeinträchtigen als verbessern“ . Man solle Wissen wieder aus gedruckten Büchern und durch Lehrerexpertise vermitteln, statt primär aus dem Internet ungeprüfte Infos zu ziehen . Auch die UNESCO mahnte kürzlich zu einem „angemessenen Einsatz von Technologie im Bildungswesen“ – Computer & Co. dürften niemals echte, lehrergeleitete Unterrichtsinteraktion ersetzen . Selbst Schwedens Schüler scheinen den Wandel zu begrüßen: „Ich schreibe in der Schule lieber auf Papier, das fühlt sich einfach besser an“, meint der 9-jährige Liveon aus Stockholm . Seine Lehrerin lässt Tablets erst spät zum Schreiben zu – Unter-10-Jährige brauchen erst Routine im Handschreiben, bevor sie am Bildschirm texten .

Dänemark: Schulen erklären sich zur 
handyfreien Zone

Während Schweden vor allem die digitalen Lernmittel in jungen Jahren zurückfährt, richtet Dänemark den Fokus auf das Smartphone. Die dänische Regierung vollzieht eine 180-Grad-Wende: Mobiltelefone sollen aus Schulen verbannt werden. Im Februar 2025 kündigte Kopenhagen an, sämtliche Schulen (sowie Horte) per Gesetz zu handyfreien Zonen zu machen . Kinder von etwa 7 bis 16 Jahren dürften dann kein eigenes Handy mehr mit in den Unterricht bringen . Das ist bemerkenswert, denn noch kurz zuvor hatte die Regierung solche Verbote abgelehnt – doch der Druck aus Wissenschaft und Elternschaft wuchs . Ein Wohlfühl-Kommission genannter Expertenrat schlug 35 Maßnahmen vor, um die digitale Überforderung von Kindern einzudämmen . Wichtigste Empfehlung: Handys raus aus Schule und Freizeitbetreuung.

Bildungsminister Mattias Tesfaye begründete die Kehrtwende deutlich: Man müsse „die Schule als Bildungsraum zurückerobern, wo Raum für Vertiefung ist, und der nicht zur Verlängerung des Teenager-Schlafzimmers wird“ . Kurz: Schule soll wieder ein Ort der Konzentration und echten sozialen Interaktion sein. Persönliche Handys und Tablets gehören nicht in die Schule – weder im Unterricht noch in den Pausen , so Tesfaye. Ausnahmen soll es allenfalls für Kinder mit besonderen Bedürfnissen geben. Das Gesetz wird aktuell vorbereitet .

Die Initiative fusst auf erschreckenden Befunden: Laut der Kommission besitzen 94 % der Kinder unter 13 bereits Profile in sozialen Medien – obwohl die meisten Plattformen dieses Alter als Mindestgrenze ansetzen . 9- bis 14-Jährige in Dänemark verbringen im Schnitt 3 Stunden täglich auf TikTok und YouTube . Die Folgen: Kinder werden in fragwürdige Dauerbeschallung und Vergleichskulturen gezogen und stehen unter dem Druck, ständig erreichbar zu sein . Diese digitale Dauerschleife raubt Zeit und Aufmerksamkeit für das Wesentliche in Kindheit und Jugend – für Hobbys, echtes Spielen, Zeit mit Familie und Freunden, vertieftes Lesen und Lernen . Die dänischen Experten schlagen daher auch vor, Eltern sollten ihren Kindern vor 13 Jahren überhaupt kein eigenes Smartphone geben . Zudem sollen Tech-Konzerne verpflichtet werden, junge Nutzer vor „süchtig machendem Design“ und schädlichen Inhalten besser zu schützen .

Dieser Trend hin zu handyfreien Schulen zeigt sich nicht nur im Norden. Finnland etwa will per Gesetz private Handys im Unterricht verbieten, und in Frankreich gilt bereits seit 2018 ein Smartphone-Verbot an Grundschulen . In den Niederlanden tritt 2024 ein Verbot von Handys und Tablets in Klassenräumen in Kraft . Dänemark reiht sich hier ein, geht aber noch einen Schritt weiter: Das Nachmittags-Handyverbot in Horten und die Empfehlung, dass kein Kind unter 13 ein eigenes Gerät haben sollte, suchen international bisher ihresgleichen. Das klare Signal aus Skandinavien: Weniger Ablenkung, mehr Fokus – zum Wohl der Schüler.


Was sagen die Studien? Gründe für den Digital-Dämpfer

Warum dieser deutliche Schulterschluss gegen zu viel Bildschirmzeit? Verschiedene wissenschaftliche Befunde und Erfahrungen aus der Praxis warnen vor negativen Folgen, wenn Kinder zu früh und zu häufig digital daddeln oder lernen. Im Überblick nennen Experten insbesondere folgende Punkte:

  • Konzentrationsschwierigkeiten und kurze Aufmerksamkeitsspannen: Frühe und häufige Smartphone-Nutzung steht in Zusammenhang mit nachlassender Konzentrationsfähigkeit. Die Aufmerksamkeitsspanne schrumpft teils auf die Länge kurzer Clips – 15 bis 30 Sekunden, wie bei TikTok-Videos . Im Unterricht abgelenkte Kinder können sich Stoff schlechter merken .
  • Sprachliche und schulische Rückstände: Wenn das Lesen längerer Texte und das Schreiben mit der Hand vernachlässigt werden, leiden grundlegende Kulturtechniken. In Schweden wurde ein Rückgang der Lesefähigkeit bei Viertklässlern beobachtet , zeitgleich mit der starken Digitalisierung im Unterricht. Studien zeigen, dass bildschirmfreie Umgebungen gerade jungen Kindern bessere Voraussetzungen bieten, um Lesen und Schreiben zu erlernen . Klassische Bücher und Stifte fördern die neuronischen Prozesse anders als flackernde Tablets.
  • Kognitive Überlastung und Stress: Ständige Bildschirmreize – von Push-Nachrichten bis App-Wechsel – führen zu kognitiver Überforderung. Das Gehirn von Kindern ist im Dauer-Stimulus-Modus, was nachhaltiges Lernen erschwert. Schwedische Experten stellten fest, dass Übernutzung von Screens dazu führen kann, dass Schüler in Kernfächern hinterherhinken . Multitasking am Gerät (z.B. zwischen Lern-App und Unterhaltung) kann dazu führen, dass Inhalte oberflächlicher verarbeitet werden.
  • Soziale und emotionale Auswirkungen: Abgesehen vom Lernen leidet auch die soziale Entwicklung, wenn das Smartphone ständig präsent ist. Es besteht hohes Suchtpotenzial, und Cybermobbing in sozialen Netzwerken ist eine reale Gefahr schon für Jüngere . Die dänische Kommission betont, dass exzessive Social-Media-Nutzung Kinder z.B. unter Druck setzt, immer verfügbar zu sein, und sie in ungesunde Vergleichskulturen zieht . Das kann Selbstbild und seelische Gesundheit beeinträchtigen.

Diese Erkenntnisse führen zu einem gemeinsamen Schluss: Jüngere Schulkinder profitieren von mehr echter Interaktion und analogem Lernen, während digitale Ablenkungen minimiert werden. Bildschirmzeit muss alters- und zweckgerecht dosiert werden , damit Technik zum sinnvollen Werkzeug statt zum Störfaktor wird.


Schweiz: Handyverbote an Schulen auf dem Vormarsch
Auch in der Schweiz schaut man genau hin, wie sich Handys & Co. auf den Schulalltag auswirken. Zwar gibt es hier keine nationale Regelung (Bildung ist Kantonssache), doch lokal tut sich einiges. Immer mehr Schulen – und nun auch erste Kantone – führen Handyverbote ein .

Der Kanton Nidwalden hat im Mai 2025 als erster einen kantonsweiten Handy-Bann für seine Volksschulen beschlossen . Ab dem Schuljahr 2025/26 gilt: Private Handys, Tablets, Laptops der Schüler sind auf dem Schulareal verboten, sowohl im Unterricht als auch in den Pausen . Nur wenn ein Gerät für den Unterricht benötigt wird oder im Notfall, darf es eingeschaltet werden . Bei Verstößen darf die Lehrperson das Gerät bis Unterrichtsende einziehen; im Wiederholungsfall drohen Disziplinarmaßnahmen . Die Behörden begründen den Schritt damit, dass zu viele Geräte im Schulhaus vermehrt zu Ablenkung und sozialen Problemen führten – man wolle hier „wachsam hinschauen“ . Interessant: Nidwalden stellt klar, dass man den Nutzen digitaler Geräte nicht absprechen wolle; Kinder müssten aber einen bewussten Umgang damit lernen . Lehrpersonen sollen digitale Tools altersgerecht im Unterricht einplanen und Themen wie sichere Internetnutzung, Datenschutz und Cybermobbing aktiv behandeln . Es geht also um Erziehung zum verantwortungsvollen Gebrauch – Verbote allein sind nicht das Endziel.

Kurz nach Nidwalden hat auch Aargau durchgegriffen: Seit August 2025 gilt dort ein Verbot von Handys, Smartwatches, Tablets und Laptops während Unterricht, Pausen und schulischen Anlässen. Ausnahmen sind nur für Unterrichtszwecke oder aus gesundheitlichen Gründen gestattet . Der Kanton Wallis plant ein ähnliches generelles Smartphone-Verbot auf dem Schulareal, das sowohl im Unterricht als auch in den Pausen gelten soll . Und in der Romandie ist man teils schon weiter: Im Kanton Waadt (Vaud) etwa besteht bereits seit 2018 ein Handyverbot an Schulen .

Allerdings fahren nicht alle Kantone diese Schiene. Einige – darunter Luzern, Schwyz oder Zug – haben kürzlich entschieden, kein pauschales Handyverbot auf Kantonsebene zu erlassen . Sie argumentieren, die Schulen hätten die Thematik im Griff und individuelle Lösungen passten besser, da jede Schule andere Bedürfnisse habe . Dort bleibt es also bei hausinternen Handyregeln: Viele Schulen verbieten zwar Handys im Unterricht, erlauben sie aber etwa in Pausen eingeschränkt. So existieren in der Schweiz momentan unterschiedliche Ansätze nebeneinander. Der Trend geht jedoch klar in Richtung strengere Regeln, getragen von einer Mehrheit der Bevölkerung: Umfragen zeigen eine grosse Zustimmung für Handyverbote an Schulen .


Plädoyer: 
Technik gezielt nutzen, nicht verteufeln

Angesichts der genannten Entwicklungen ist eine Botschaft wichtig: Digitales soll nicht verteufelt, sondern sinnvoll integriert werden. Eltern, Lehrpersonen und Bildungspolitiker sind sich zunehmend einig, dass Verbote alleine langfristig keine Lösung sind . Natürlich schaffen klare Regeln kurzfristig Entlastung – sie reduzieren die Ablenkung und geben allen Beteiligten Orientierung. Doch die Herausforderung der Digitalisierung verschwindet nicht durch das Wegsperren der Geräte.

„Solche Verbote können kurzfristig helfen, sind aber langfristig keine Lösung,“ betont Colette Basler, Präsidentin von Bildung Aargau und selbst Lehrerin . „Schülerinnen und Schüler müssen lernen, verantwortungsvoll mit dem Handy umzugehen – es bildet ihre reale Lebenswelt ab, hilft bei der Informationsbeschaffung und fördert neue Lernformen. Die Entwicklung lässt sich nicht durch ein Verbot stoppen.“

Baslers Aussage bringt den Kernpunkt auf den Tisch: Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Smartphones und Künstliche Intelligenz (KI) allgegenwärtig sind. Statt zu versuchen, diese Welt auszublenden, sollten wir junge Menschen fit machen für einen klugen Umgang damit. Die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien – wie eben KI-Tools à la ChatGPT – unseren Alltag durchdringen, ist hoch; das können wir nur gemeinsam als Gesellschaft angehen . Es braucht engagierte Eltern, die zuhause Limits und Werte setzen, und Schulen, die Medienkompetenz vermitteln. Weder die Familie noch die Schule können das allein leisten – alle müssen an einem Strang ziehen.

Digitalgeräte als Lernhelfer: Die richtige Dosis und klare Zwecke sind entscheidend. Tablets, Laptops oder Smartphones sollen im Unterricht gezielt als Werkzeuge zum Einsatz kommen – z.B. für Recherche, kreatives Arbeiten oder das Trainieren von Fähigkeiten, wo sie echten Mehrwert bieten. Wichtig ist aber, dass die Technik der Vertiefung des Denkens und Dialogs dient, nicht der Zerstreuung. Auch Künstliche Intelligenz kann ein interaktiver Lernpartner sein, wenn sie sinnvoll eingebunden wird: KI-gestützte Lernprogramme können Inhalte adaptiv erklären, Chatbots wie ChatGPT können als Sparringspartner beim Üben von Sprachen oder beim Lösen von Problemen dienen. Der Clou ist, dass Schüler lernen, kritische Fragen zu stellen und die KI-Antworten zu hinterfragen – so wird die Maschine zum Anstoß für eigenes Denken, nicht zum Ersatz dafür.

Fazit: Skandinaviens neue Linie zeigt, dass Bildungspolitik nachjustiert, wo die Digitalisierung zu weit vorgeprescht ist. Lesen, Schreiben, Konzentration und zwischenmenschliche Fähigkeiten bilden die Basis, auf der digitale Kompetenzen erst richtig aufbauen können. Eltern, Schulen und Entscheidungsträger sollten kein Entweder-oder sehen, sondern ein Sowohl-als-auch in Balance: Analoge Grundlagen stärken, digitale Medien bewusst dosieren und verantwortungsvoll einsetzen. Dann werden Tablets und KI vom Störfaktor zum wertvollen Helfer, der jungen Menschen dabei hilft zu lernen, anstatt sie davon abzuhalten. Unsere Kinder verdienen beide Welten – die der Bücher und die der Bytes – auf eine Weise, die ihr Lernen und Wohlergehen optimal fördert.

Zuerst „All in“ in in die Technik, dann wieder hinaus. Beides ist Ideologie. Sinnvoll ist, was
fördert, nicht was neu oder was althergebracht ist. Technik ist kein Feind. Aber auch kein Freund. Sie ist Werkzeug, manchmal neuerdings sogar Wesen - dieses braucht eine gute Hand und Verantwortungsgefühl.



MS, MPA, ELNNS, PIU Ethics
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